Under My Skin

Der Winter fordert die Haut heraus, setzt sich kühl und unnachgiebig auf jede Faser. Doch ein unsichtbares Schild entsteht: Cremes, reich und samtig, Seren wie ein Hauch von Seide. Sie bilden eine Barriere, die nicht nur Feuchtigkeit einschließt, sondern jede Berührung zu einem sinnlichen Ritual macht. In diesen kostbaren Momenten wird Pflege zu einem Schutzschild, einer stillen Stärke gegen den frostigen Angriff. Die Haut erblüht neu, selbst unter den härtesten Bedingungen.

Projekt
ELLE Uzbekistan

Ort
Köln, Deutschland

Kategorie
Beauty

Datum
01.11.2024

Behind the Photos von Under My Skin

Ich wollte schon länger mit Nicole, der Makeup Artist dieser Strecke, eine reine, einfache und cleane Skincare-Strecke umsetzen. Obwohl ich viele beeindruckende Strecken in Magazinen gesehen hatte, war ich unsicher, ob solche Themen bei Einreichungen auch angenommen werden.

Deshalb beschloss ich, erstmals einen anderen, wahrscheinlich gängigeren Weg in der Branche zu gehen und neue Erfahrungen zu sammeln: Ich schrieb verschiedene Magazine direkt an, mit denen ich bereits zusammengearbeitet hatte, und pitchte meine Idee. Auf diese Idee brachte mich Nghia, ein Fotografen-Kollege von mir, wofür ich ihm sehr danke!

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten! ELLE Uzbekistan zeigte Interesse an der Produktion einer solchen Strecke für ihre Onlinepräsenz, und so erschien sie schließlich Anfang November 2024. Ich war aufgeregt – und gleichzeitig unsicher: Wie sollte ich das Ganze nun konkret angehen?

Zu der Zeit hatte ich gerade einen Creative Direction-Kurs am Condé Nast College in London besucht und absolviert. Die dortigen Erfahrungen waren intensiv, aber fantastisch. Besonders wertvoll war der Austausch mit anderen Teilnehmern, die oft tiefer in der Branche verwurzelt waren und mir hilfreiche Ratschläge gaben.

Diese Tipps setzte ich direkt in der Kommunikation mit meiner Ansprechpartnerin bei ELLE Uzbekistan um. Am Ende fiel die Wahl auf Marcelle als Model – und sie war die perfekte Besetzung für diese Strecke!

Vor diesem Editorial hatte ich nur gelegentlich die Möglichkeit, im Skincare-Bereich zu arbeiten. Nächte verbrachte ich damit, gängige Motive zu analysieren, Notizen zu machen und zu verstehen, warum bestimmte Ansätze funktionieren und andere nicht. Dieser Prozess ist nicht ermüdend, setzt jedoch eine Vorliebe für strukturiertes Arbeiten voraus. Ich glaube, dass meine Erfahrungen in der Webentwicklung einen großen Einfluss darauf haben, wie ich meine Projekte organisiere.

Ein kurzer Exkurs in meine andere Welt: In der Programmierung kann man Projekte zwar nachträglich erweitern, aber ein solides Grundgerüst ist sehr wichtig. Ich plane immer umfangreich und denke an potenzielle Erweiterungen. Während andere für ein kleines Projekt vielleicht eine Datenbank anlegen, erstelle ich oft drei oder vier, um flexibel zu bleiben. Diese Herangehensweise zwingt mich, systematisch und ordentlich zu arbeiten und zu denken – das Gegenteil wäre ein Albtraum: ein Projekt während des laufenden Betriebs neu programmieren zu müssen.

Zurück zum Shooting: Mein Ziel war ein schlichtes, ruhiges Setting mit minimalem Aufwand im Lichtdesign. Der Fokus sollte komplett auf das Skincare liegen. Mein bevorzugtes Setup umfasst drei Lichtquellen: ein Hauptlicht frontal und zwei seitliche Lichter für den Hintergrund. Mit diesem Aufbau entstand das Bild mit den schlichten Coach-Ohrringen – eines meiner absoluten Favoriten aus dieser Strecke!

In meinem jetzigen Studio gibt es einen Aufzug – und, ehrlich gesagt, lieben ihn alle. Das ist kein Vergleich zu meinem vorherigen Studio in Neuss, das in einem Keller lag. Damals war es immer eine kleine Herausforderung für das Team, deren gesamte Ausrüstung nach unten und am Ende des Tages wieder nach oben zu tragen. Heute genieße ich den Komfort umso mehr, vor allem bei aufwendigen Produktionen.

Ich erinnere mich sehr gerne an meine erste Begegnung mit Marcelle. Ich war ein wenig nervös, da sie aus den Niederlanden kommt und Englisch die Hauptsprache am Set sein würde. Das ist natürlich kein Problem, aber es fühlt sich im ersten Moment immer etwas anders an plötzlich nicht mehr Deutsch sprechen zu können. Nachdem sie mit Aufzug in die Etage meines Studios fuhr, begrüßte sie uns mit ihrer warmen, offenen Art – und alle anfänglichen Sorgen waren sofort vergessen. Es sind genau solche Momente, die ich an Shootings liebe: ein positives erstes Aufeinandertreffen, das den Ton für den ganzen Tag setzt.

Nicole, unsere Makeup-Artist, schlug vor, eine Pinzette sichtbar in ein Bild zu integrieren. Zu Beginn war ich skeptisch, da ich selten solche Motive speziell für das Thema Skincare gesehen hatte und nicht sicher war, ob es funktionieren würde. Dennoch ließen wir die Idee zu und kombinierten sie mit dem Serum von Dr. Barbara Sturm, das in feinen Tropfen über Marcelles Wange floss. Das Ergebnis? Ein schönes Bild, das für mich eine wertvolle Erinnerung daran ist, dass es sich immer lohnt, Neues auszuprobieren. Denn im besten Fall nimmt man eine wichtige Erfahrung mit, die bei anderen Shootings wertvoll ist.

Ein weiteres Highlight war das Motiv mit den Coach-Ohrringen. Hier kamen die Facelift-Stripes von Kryolan zum Einsatz – ein kleines, aber wirkungsvolles Detail, das uns einiges an Geduld und mehrere helfende Hände abverlangte. Nicole hatte mir zuvor einige Referenzbilder gezeigt, worin dies ebenfalls zum Thema Skincare verwendet wurde, und ich war sofort begeistert von der Idee. Selbst wenn dieses Bild nicht für die Veröffentlichung ausgewählt worden wäre, hätte ich es trotzdem bearbeitet – einfach, weil die Ästhetik so überzeugend war.

Im linken Bild, auf dem die Wassertropfen zu sehen sind, haben wir einen kleinen Trick angewendet, um diesen Effekt zu erzielen: Wir nutzten eine etwa DIN-A3-große Plexiglasscheibe, auf der wir den Look Schritt für Schritt ausprobierten. Das Plexiglas, das Nicole von einem ihrer früheren Shootings mitgebracht hatte, war stark zerkratzt. Das Entfernen dieser Kratzer in der Post-Production war zwar sehr zeitaufwendig, doch das Ergebnis hat den Aufwand definitiv gerechtfertigt!

Unser Ziel war ein besonders cleaner Look. Jeder der rund 12 Looks, die wir an diesem Tag umsetzten, hatte ein zentrales Element, das die Textur oder das Material in den Vordergrund rückte. Für diesen Skincare-Look entschieden wir uns für etwas Natürliches: eine Creme von La Mer, die komplett aufgetragen wurde. Neben der ästhetischen Wirkung war sie auch perfekt, um Marcelles Haut nach dem vielen Auf- und Abschminken zu pflegen.

Anfangs hatte ich bei der Face Mask von MZ SKIN Bedenken, dass der maskenhafte Effekt zu unordentlich wirken könnte, doch gerade das ungeschönte, realistische Bild macht den Reiz aus. Die Textur der Maske fügte sich nahtlos in das Konzept ein und brachte eine gewisse Intensität in das Bild. Sie betonte die natürliche Schönheit von Marcelle und verlieh dem gesamten Setting einen fast meditativ wirkenden, stillen Moment – eine subtile, aber kraftvolle Ergänzung zu den anderen Skincare-Looks.

Nach jedem Look nehme ich mir immer kurz Zeit für eine Übersicht der Ergebnisse, um sicherzustellen, dass das richtige Material dabei ist. Ich denke, viele Fotografen können bestätigen, dass es selten vorkommt, dass alle Looks perfekt umgesetzt werden. Oft gibt es ein paar, die am Ende doch nicht so stark wirken, wie man es sich ursprünglich vorgestellt hatte.

Manchmal passiert es jedoch, dass ich schon während des Shootings erkenne, dass wir „das eine Bild“ haben. Genau das war der Fall mit dem Bild der Givenchy-Ohrringe. Ich war – wie bei den kreativeren Looks an diesem Tag – zunächst etwas skeptisch. Aber als wir den Look mit der Dior-Creme fertiggestellt hatten und ich das Bild auf meinem Bildschirm sah, wusste ich sofort: Das ist es! Das ist das Bild, was das Stärkste der Strecke sein wird!

Interessant ist, dass wir ursprünglich eine ganz andere Idee hatten – eine Gesichtsmaske, die trocknet und eine ästhetisch ansprechende, getrocknete Struktur zeigt. Doch wir hatten die Trocknungszeit unterschätzt und mussten schnell umdisponieren. Da Marcelle rechtzeitig ihren Zug nach Berlin erwischen musste, um dort am nächsten Tag einen Job zu übernehmen, blieb uns nicht viel Zeit. Wir konnten leider nicht weiter warten, da das Risiko zu hoch gewesen wäre, dass wir nicht alles rechtzeitig schaffen. So entstand die Idee, zwei verschiedene Elemente zu kombinieren – und das Ergebnis mit diesem intensiven Blick hat alle meine Erwartungen übertroffen.

Unser letzter Skincare-Look war der Schaum-Look. Hier verwendeten wir die Mousse von Sisley Paris. Beim Posing wollte ich den Effekt von „unter der Dusche“ einfangen – Marcelle schaut nach oben, als würde sie die letzten Reste der Pflegeprodukte abwaschen. Dieses Konzept verlieh dem Look eine frische, finale Note.

Insgesamt war es ein sehr interessantes, entspanntes und zugleich unterhaltsames Shooting – mit einem fantastischen Model und einem großartigen Team. Ich bin mir sicher, dass ich in Zukunft häufiger solche Skincare-Editorials umsetzen werde. Nicht, weil sie einfach umzusetzen sind, sondern weil die Atmosphäre am Set so angenehm ist. Für die Models, denke ich, ist ein solches Editorial fast wie ein kleiner Wellnesstag: pure Entspannung und intensive Pflege.

Galerie zu Under My Skin

Team hinter Under My Skin

Fotograf, Retoucher: Levin Lee
Model: Marcelle Schuur von Modelwerk
Hair & Makeup Artist: Nicole Handy
Fashion Stylist: Gergana Reinhold
Fotografie Assistenz: Victoria Li

Synergy

Das Editorial zeigt, wie Mode das Bild der Frau als selbstbestimmt und unabhängig verändert, indem Gegensätze in Kleidung und Farben für Gleichberechtigung stehen.

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Ein spontanes Sommerprojekt mit Model Ricardo Alvarez am Rhein: Lichttests in der Dunkelheit kreierten eine kraftvolle Atmosphäre aus Schatten, Licht und Stille.

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